Gerade als ich dachte, dass endlich alle aus meinem zu Hause, der Waldorfschule Kiel, ins Wochenende gehen, begann der Trubel hier erneut. Dabei hatte ich mich schon so sehr auf meine wohlverdiente Ruhe gefreut. Erst waren es nur eine Hand voll Leute, doch dann wurden es immer mehr. An die 40 mir vollkommen unbekannte Menschen versammelten sich und begannen plötzlich, Tische und Stühle zu verrücken. Alles geriet durcheinander und ich dachte erst, sie wollten einbrechen. Sie haben so viele komische Begriffe verwendet wie LV, GO - Antrag, AG, AK usw. Ich habe so viel darüber gelernt, doch eigentlich hatte ich mich auf ein lernfreies Wochenende gefreut. Am Abend wurde gesungen, gegessen und bis dahin kam mir alles auch noch ziemlich bekannt vor, bis die Menschen sich entschieden, hier, in einer Schule zu schlafen. Könnt ihr das glauben, sie haben doch tatsächlich in einer Schule geschlafen?!
Am nächsten Tag wurde es aber noch bunter als ohnehin schon! Normalerweise kommt doch so gut wie niemand in die Schule an einem Wochenende, warum denn heute?
Nach einem ausgiebigen Frühstück tauchten noch mehr Menschen auf, sodass nun um die 70 Leute hier umher liefen. Gegen 10 Uhr versammelten sie sich in der Aula und begannen mit einer Veranstaltung, die sie LV nennen, wie ich aufgeschnappt habe. Sie sprachen viel über gewisse Kassenberichte, Haushalte und Berichte. Außerdem soll es wohl ab Anfang April eine neue, zusätzliche Bildungsreferentin namens Mathilde geben, die die Stämme unterstützen soll.
Mittags hatte ich dann endlich einmal meine Ruhe, denn dort gab es Mittagessen und eine Pause von der LV. Diese Ruhe hielt jedoch nicht besonders lange, denn bereits kurz danach kehrten sie wieder zurück in die Aula und fuhren mit ihrer Arbeit fort. Der Nachmittag verstrich und der Tag neigte sich langsam dem Ende zu. Als ich gerade dachte, dass die Menschen mit ihrer sogenannten Tagesordnung so gut wie durch waren, kamen sie zu einem Punkt mit dem Titel Anträge. Zuerst unterhielten sie sich noch gesittet miteinander, doch dann diskutierten sie immer mehr über ein vegetarisches Bundeslager (was auch immer das sein mag?). Als sie aber über den gestellten Antrag abstimmen wollten, forderte plötzlich jemand eine sogenannte namentliche Abstimmung. Kann mir jemand von euch sagen, was das ist? Ich hab wirklich keine Ahnung. Jedenfalls gingen die Menschen dann alle einzeln nach vorne und gaben ihre Stimme ab und ich schnappte auf, dass im Nachhinein wohl veröffentlicht werden würde, wer wie abgestimmt hat.
Als sie dann endlich mit dem letzten Tagesordnungspunkt begannen, fingen sie seltsamer Weise an, die Landesleitung zu verabschieden. Das hat mich schon ein bisschen gewundert, denn auf mich wirkte es so, als wenn diese drei jungen Menschen einen ziemlich guten Job gemacht hatten. Denn viele Leute kamen nach und nach nach vorne und bedankten sich für ihren Einsatz.
Als sie mit der Tagesordnung für Samstag endlich fertig waren, gingen sie wie am Vortag zum Abendessen und veranstalteten im Anschluss noch ein spaßiges Abendprogramm. Viele von ihnen waren noch bis spät in die Nacht wach und ließen mich nicht schlafen.
Am nächsten Morgen gab es wieder Frühstück und im Gegensatz zu Samstag veranstalteten die Menschen noch eine kleine Andacht, die ich mit Freuden beobachtete. Sowas sehe ich ja nicht alle Tage! Danach begann der ganze Tagungskram vom Vortag erneut, mit dem Unterschied, dass es heute wohl Wahlen geben sollte, wie ich irgendwo aufschnappte. Das erschien mir äußerst einleuchtend, denn wie ich mich erinnerte, wurde ja die Landesleitung am Vortag verabschiedet. Und so ganz ohne Landesleitung würde der VCP SH vermutlich nicht sonderlich gut da stehen. Bevor sich meine Vermutung bestätigte und sich ein Team aus vier jungen Menschen dem Plenum vorstellte, hörten wir noch neues von der Bundesebene, da die Bundesleitung zu Besuch war.
Das Viererteam stellte sich anschließend für das Amt der Landesleitung auf. Einige Zeit später war dann auch klar, dass sie tatsächlich gewählt worden waren und so heißt die neue Landesleitung des VCP SH nun Felix, Lilli, Leonie und Jessica. Still und heimlich dachte ich mir, dass sie bestimmt einen guten Job machen würden.
Die neue Landesleitung des VCP SH: Felix, Lilli, Leonie und Jessica
Danach wurden noch einige andere Ämter neu gewählt, zum Beispiel das Amt des Kassenwartes, BV-Delegierte und und und. Als der TOP Wahlen schließlich geschlossen wurde, wurde noch etwas Werbung gemacht und dann begann auch schon das Aufräumen. Alle wuselten munter durch die Gegend und beseitigten das Chaos der vergangenen Tage. Als es Zeit zum Abschied war, bildeten die Menschen einen Kreis und sangen ein Lied. Komische Angewohnheit, wenn ihr mich fragt, sowas hatte ich nun wirklich noch nie miterlebt.
Danach ging dann jeder seinen Weg und man versprach sich, sich ganz bald wiederzusehen bei einer Veranstaltung namens LR.
Um ehrlich zu sein, sind mir diese Pfadfinder-Menschen über das Wochenende schon ein bisschen ans Herz gewachsen und ich freue mich schon, sie hoffentlich ganz bald wieder in meiner geliebten Waldorfschule hier in Kiel begrüßen zu dürfen. Dieses Wochenende habe ich jedenfalls viel mehr gelernt als an jedem anderen Wochenende zuvor. Ich hoffe ihr auch ;)
-pappel, lóre und Robert-